• Frage: Lässt sich die KI von menschlichen Werken inspirieren?

    Frage gestellt have34aba am 25 Nov 2025.
    • Foto: Juliane Koglin

      Juliane Koglin Beantwortet am 25 Nov 2025:


      Ich würde hier nicht unbedingt davon sprechen, dass sich KI „inspirieren“ lässt – dieser Begriff passt besser zu menschlichen Wahrnehmungs- und Gefühlsprozessen. Was aber stimmt: Ohne menschliche Werke als Datengrundlage könnten diese Modelle gar nicht funktionieren. Sie sind auf große Mengen von Bildern, Texten, Musik etc. angewiesen, aus denen sie Muster, Strukturen und Wahrscheinlichkeiten ableiten. In diesem Sinne sind KI-Modelle stark von menschlichen kulturellen Produkten abhängig, weil ihre Parameter erst durch die Analyse solcher Daten „geformt“ werden. Das Verhältnis ist also eher ein technisches Abhängigkeits- und Musterverhältnis, kein Inspirationsprozess im menschlichen Sinne.

      Ein spannendes Beispiel ist der Künstler Roman Lipski. Er malt eigene Datensätze, trainiert damit individuelle Modelle und nutzt dann die KI-Outputs wiederum als Impulsgeber für neue Gemälde. Auf seiner Webseite kann man gut sehen, wie seine eigenen Arbeiten als Trainingsmaterial dienen und wie die KI-generierten Variationen anschließend seine künstlerische Entwicklung beeinflussen: https://www.romanlipski.com/aiinspired

    • Foto: Max Ackermann

      Max Ackermann Beantwortet am 25 Nov 2025:


      Gebe da der Kollegin völlig recht. „Inspirieren“ ist ein sehr menschlicher Vorgang.

      Menschen lassen sich inspirieren. Maschinen nicht.

      Die Grundlage einer bildgebenden KI sind unglaubliche Daten-Mengen, in diesem konkreten Fall: sehr große Mengen von Bildern, von Fotos, Zeichnungen, Gemälden. Die wurden ursprünglich von Menschen gemacht. Und man kann sich darüber streiten, ob es illegal war, die einfach ungefragt dafür zu benutzen, eine KI zu trainieren. Denn genau das ist passiert. Vgl. Urheberrecht etc.

      KIs haben nun „gelernt“ wie ein Pferd aussieht, wie ein gezeichnetes Pferd aussieht, wie ein im Stil eines Manga gezeichnetes Pferd aussieht, wie ein Pferd bei Picasso aussieht etc. etc.

      Aber dieses „Lernen“ ist auch kein Lernen wie bei Menschen. Es ist Statistik, es sind Wahrscheinlichkeiten, es sind übliche Verbindungen von einzelnen Elementen. Es sind Annäherungen an Muster.

      Für Computer sind das nicht mehr als Zahlenwerte im Vektorraum. Wie das so heißt.

      Auf dieser Basis lassen sich dann Dinge verbinden oder neu-verbinden. Zum Beispiel, wenn Menschen das von einer KI verlangen. … in sogenannten „Prompts“.

      Zeichne mir ein Pferd, aber im Stil von Picasso, aber in Form eines Mangas.

      Was davon ist „Inspiration“?

      Bei einer KI eigentlich gar nichts. Wenn Menschen diesen Prompt bearbeiten müssten, würden sie sich wahrscheinlich von Picasso und Mangas und den Darstellungen von Pferden inspirieren lassen. Das funktioniert aber völlig anders … sehr viel subjektivier, mehr über Gefühle und Erinnerungen, über den eigenen Blick, die eigenen Erfahrungen, eigene Wertvorstellungen etc. etc.

    • Foto: Lisa Weinberger

      Lisa Weinberger Beantwortet am 25 Nov 2025:


      Sie nimmt zumindest das, was sie aus ihren Trainingsdaten kennt oder das, was im Internet verfügbar ist und lernt daraus die Attribute, die zum Beispiel zur Mona Lisa gehören. Wenn man beispielsweise den Prompt eingibt: „Erstelle mir ein realistisches Bild von der Mona Lisa“, kommt dabei eine Mona Lisa raus, die fast genau so aussieht, wie die echte. Das liegt daran, dass die Mona Lisa ein sehr bekanntes Werk ist, weswegen es im Internet besonders weit verbreitet und zugänglich ist. Die KI versucht, ein Ergebnis zu erzielen, das ähnliche Attribute hat, wie sie es aus den Trainingsdaten „kennt“. Für unbekanntere Werke wird das Ergebnis deutlicher vom Original abweichen.

    • Foto: Daniela Schlütz

      Daniela Schlütz Beantwortet am 25 Nov 2025:


      KI nutzt menschliche Werke – wie die Vorredner:innen ausgeführt haben – für die eigenen Produkte. Dabei sollte man m.E. bedenken, dass das zu großen Teilen widerrechtlich passiert ist, weil die Firmen, die die Modell trainiert und damit die Grundlage für generative KI geschaffen haben, an vielen Werken kein Urheberrecht hatten. Sie haben einfach Bücher, Filme und Musik aus dem Internet genommen (z.T. schlicht geklaut) und damit gearbeitet. Das als „Inspiration“ zu bezeichnen, finde ich zu euphemistisch, also zu freundlich.

    • Foto: Friedhelm Bruns

      Friedhelm Bruns Beantwortet am 25 Nov 2025:


      Kurzum, da viele meiner Kolleg:innen es schon vorher sehr gut beschrieben haben: Nö.

      Interessant ist die Frage aber andersherum: Lässt sich der Mensch von KI-Werken inspirieren? Welche Elemente von KI-geschaffener Kunst/Kunstwerken wirken auf Menschen inspirierend? Und ist es „nur“ inspirierend, weil es von einer KI ist? Dort draußen gibt es so viel Kunst, die eben durch andere Menschen geschaffen wurde und sogar der kreative Schaffensprozess manchmal nachvollzogen werden kann – etwas, das bei einer KI ggf. nur durch den Prompt (durch einen Menschen geschrieben) möglich ist.

    • Foto: Annette Gerok-Reiter

      Annette Gerok-Reiter Beantwortet am 25 Nov 2025:


      In jedem Fall, sie kann ja nur auf vorhandene Werke zurückgreifen. Was sie selbst leistet, ist die Kombination dessen, was sie vorfindet. Spannend wird die Frage dann, wenn man überlegt, wie man die Kombination der KI steuern kann oder wie man dem Zufall Raum gibt. Diese Frage hat man sich übrigens auch im Rahmen der traditionellen Künste schon oft gestellt und in der Malerei oder in der Literatur dann entsprechende Formate gewählt, die aktive Steuerung und Zufall kombinieren (Mallarmé z.B., ein französicher Autor, hat sich sehr damit beschäftigt). Aber die KI kann sich nur davon „inspirieren“ lassen, wenn wir ihr die Aufgabe in dieser Hinsicht stellen.

    • Foto: Oliver Ruf

      Oliver Ruf Beantwortet am 26 Nov 2025:


      KI schluckt so zu sagen menschliche Werke bzw. frisst sie sie und spuckt sie wieder aus. Das ist noch keine Inspiration als vielmehr ein Mechanismus.

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