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Frage gestellt jean34sup am 27 Nov 2025.0
Frage: Gibt es Beispiele, wo Kitsch bewusst als Stilmittel genutzt wird?
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Leonie Jungen Beantwortet am 27 Nov 2025: last edited 27 Nov 2025 16:23
Überall in der schottischen Kunst!
Die Highland-Kultur, wie wir sie z.B. aus „Outlander“ oder „Braveheart“ kennen, hat so nicht existiert. Das ist eine Erfindung des schottischen Autors Sir Walter Scott. Der wollte den Engländer:innen Anfang des 19. Jahrhunderts Schottland schmackhaft machen und hat sich ausgedacht, dass jeder Clan seine eigene Familienfarbe tragen sollte und hat in seinen Romanen Highlander als primitiv, barbarisch und hypermaskulin dargestellt. Davor galten sie eigentlich eher als emotional, sensibel und familienorientiert – das galt im neuen konservativen Rollenbild des frühen 19. Jahrhunderts aber als „schwach“ und „nicht maskulin“ – natürlich kompletter Blödsinn! Scotts Männerbild des Highlanders hat sich aber leider so durchgesetzt, dass es die schottische Literatur und Malerei nachhaltig bis heute prägt.
Daraus wurde eine so kitschige Version der Highland-Kultur, dass König George IV bei seinem Besuch in Edinburgh mit pinken (!) Socken und Schottenrock aufgetreten ist und sich quasi als „Ur“-Vater der Schotten insziniert hat. Queen Victoria fand ihre Version von Highland-Kultur sogar so viel besser, dass sie Balmoral Castle, der heutige Sitz der Monarchie in Schottland, komplett abreisen und nach ihren Vorstellungen von schottischer Kultur hat neu aufbauen lassen. Ihr Mann, Prinz Albert, hat dann dazu den passenden Tartan designt.
Die Tourismusindustrie vermarktet dieses kitschige Schottland-Bild bis heute sehr erfolgreich, aber mit der Realität hat das wenig zu tun und wird vor allem von Teilen der gälisch-schottischen Bevölkerung scharf als kulturelle Aneignung kritisiert.
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Max Ackermann Beantwortet am 27 Nov 2025:
Bergeweise … https://www.jeffkoons.com/
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Dazu vielleicht auch … speziell bezogen auf KI
Winter, Dorothea: KI, Kunst und Kitsch [… Das Ausgangsproblem: Schöne neue Kunstwelt? – KI – Was können wir wissen? – Von Aischylos bis Ai Weiwei: Die historisch- gesellschaftliche Dimension der Kunst – Ohne Freiheit keine Kunst! Die philosophisch- ästhetische Dimension der Kunst – Ist das Kunst oder kann das weg? – Der Kunstbegriff im 21. Jahrhundert – Künstliche Intelligenz versus künstlerische Intelligenz – Keating, Beltracchi und KI … Zwischen Originalität, Mimesis und Fälschung – KI, Kunst, Kapitalismus: Kitschiger Goldrausch – Kl-Kitsch und Verführung – Der politische Sirenengesang – Geschmackssache – Verdirbt KI unser ästhetisches Empfinden? – Mal angenommen … – KI, Kunst und Kitsch – Was dürfen wir hoffen? – Ausblick: Kl-Kunst im 21. Jahrhundert – Was sollen wir tun? …]. Ein philosophischer Aufreger. Heidelberg 2024.
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Und zu Kitsch allgemein …
Elias, Norbert: Kitschstil und Kitschzeitalter. Mit einem Nachwort von Hermann Korte. Münster; Hamburg; Berlin; London 2003 (= Kleine Bibliothek; o.Bd.).
Gyr, Ueli: „Alles nur Touristenkitsch“. Tourismuslogik und Kitsch-Theorien. In: Hasso Sprode/ Irene Ziehe (Hrsg.): Gebuchte Gefühle. Tourismus zwischen Verortung und Entgrenzung. München; Wien 2005 (= Voyage. Jahrbuch für Reise- & Tourismusforschung 2005) (= Studies on Travel & Tourism; Bd. 7.), S. 92 – 102.
Knopp, Guido: Deutschland, deine Schlager. Kult oder Kitsch? Dokumentation. Deutschland 2009 (= ZDF history; o.Nr.) (= Sendung v. 3. Mai 2009, ZDF). – 45 Min. In: ZDF online v. 3. Mai 2009 – Quelle: http://history.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,1020218_idDispatch:8530332,00.html
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